Donnerstag, 1. September 2016

Cinefex 148

Das neueste Cinefex-Magazin ist endlich druckfrisch aus den USA bei mir eingetroffen. Auf dem Cover prangt das neueste Design des berühmten Raumschiffs Enterprise Modellnummer NCC 1701-A. Damit ist auch direkt klar, welches die Coverstory ist. Ein Blick hinter die Kulissen von STAR TREK BEYOND. Dem neuesten Streich von Paramount Pictures und der dritte Film seit die Reihe einen Reboot erfahren hat. Dieses Mal nahm jedoch Justin Lin auf dem Regiestuhl Platz, während JJ Abrams “nur” noch als Produzent mit an Bord war. Einen merklichen Unterschied beim Film machte das am Ende allerdings nicht aus. Ein wenig überschattet wurde das Ganze durch den tragischen Tod Anton Yelchins, der in drei Filmen Chekov spielte und nun eine große Lücke hinterlässt. Ein wirklich bedauerlicher Unfall, insbesondere weil Yelchin immer sehr gelöst und entspannt geschauspielert hat.

Cinefex 148

Neben dem neuesten STAR TREK Ableger gibt es noch Einblicke zu den Produktionen von WARCRAFT, INDEPENDENCE DAY: RESURGENCE und THE LEGEND OF TARZAN. Alle vier Filme sind, bei den ersten beiden möchte man sagen naturgemäß, beim letzten eher überraschenderweise, sehr effektgetriebene Filme, bei denen ein übermäßiger Aufwand an digitalen Effekten heutzutage unabdinglich ist. Praktische Effekte sind mittlerweile leider die Ausnahme, wobei unterstützende Aufbauten, sei es als visueller Orientierungspunkt für die Künstler oder für Schauspieler, Regisseur und Kameramann, weiterhin unabdinglich sind.

Independence Day: Resurgence 

In diesem Heft nehmen sich die Autoren erneut die Zeit, einige Teile der Produktion genauer in Augenschein zu nehmen. Produktionsmitarbeiter werden interviewt und erläutern Herausforderungen, Lösungsansätze und die finale Umsetzung. Trotz der Digitallastigkeit, ist es immer wieder erstaunlich, mit welch kreativer Energie verschiedene Probleme angegangen werden (müssen).

Hier mal ein paar Beispiele, die im Magazin intensiv beleuchtet werden. Für ID4: RESURGENCE arbeiteten in der Post-Production ganze 16 Firmen, die auf visuelle Effekte spezialisiert sind. Gerade in Hinblick auf die Zusammenführung der verschiedenen Effekte eine Herausforderung. Das riesige Mutterraumschiff wurde, auf Grund der schieren Größe, nicht vollständig ausmodelliert. Stattdessen setzte man auf die allgemeine Geometrie und arbeitete lediglich die Elemente aus, die später im Detail zu sehen sein würden.

Independence Day: Resurgence

In einer Szene des Films befinden sich die Menschen auf dem Raumschiff inmitten außerirdischer Vegetation wieder. Was so trivial aussieht, zeichnet sich durch eine wahnsinnige Vielfalt aus. 47 Milliarden Polygone zählten die dargestellten Pflanzen, als man sie für den Film fertig gerendert hatte.

Für WARCRAFT setzte man auf Grund der wenigen Drehtage, die man an den einzelnen Sets verbrachte, noch verstärkter auf digitale Effekte, als es heutzutage ohnehin der Fall ist. Nur rudminetär erstellte man physikalische Props. Das umfangreichste Set war schließlich der Elwynn Forest, wo man für neun große Bäume 40 Fuß hohe Segmente herstellte, die sich mobil am Set platzieren ließen. Der Rest wurde digital hinzugefügt.

Warcraft

Für die digitalen Effekte zeichnete sich ILM verantwortlich, während die Rüstungen und Waffen in massiver Anzahl von Weta Workshop produziert wurden. Weta dürfte wohl für seine Arbeit an Peter Jacksons HERR DER RINGE Trilogie am bekanntesten sein. Für die Orkwaffen ging man einen ungewöhnlichen Weg. Zunächst erhielt man Konzeptzeichnungen der Waffen, die man recht grob digital nachbildete. Mit Hilfe eines 3D-Druckers wurden diese Modelle ausgedruckt. Nun wurden in Handarbeit Details hinzugefügt. Verzierungen, Ausschmückungen wie Federn, Abnutzungserscheinungen und ähnliche. Nach erledigter Arbeit scannte man die Waffen erneut ein. Die letzten Handgriffe wurden am Computer übernommen. Doch erst der Weg über den 3D-Drucker ermöglichte es den Künstlern, authentische und extrem detaillierte Waffen zu erstellen.

Warcraft

Dies mal als kleiner Einblick ins Magazin. Erneut strotzt das Cinefex Magazin durch zahlreiche Details, interessante Blicke hinter die Kulissen und Abbildungen/Fotos aus der Produktion. Für interessierte Cineasten empfehlenswert. Nur sollte man die Filme bereits gesehen haben, denn andernfalls sind Spoiler garantiert.

Montag, 21. März 2016

Bücher, Bücher, Bücher und kaum Zeit

Als wenn ich mit einem kleinen Sohn, Filmen, Serien und Spielen nicht schon genug zu tun hätte, hab ich mir schon in jungen Jahren ein anderes Hobby angelacht: Bücher. Lange bevor mich die anderen Medien gefesselt haben, wurde ich schon mit Büchern in die verschiedensten Abenteuer gezogen. Und damit ich ja auch nie eine Lesepause einlegen muss, lache ich mir immer neue Bücher an, so dass der SUB (Stapel ungelesener Bücher) immer größer und größer wird. Es gibt allerdings auch nichts tragischeres für mich, als ein Buch nicht in Griffweite zu haben. 

God's Eye View

Mein erster richtiger Eintrag in diesem Blog war eine Buchkritik zu Graveyard of Memories von Barry Eisler. Als ich vor einigen Jahren den ersten Band um John Rain las (dt. Titel Tokio Killer), war ich gefesselt von diesem einzigartigen Charakter, den Eisler ersonnen hat. Zwar hatte das erste Buch noch kleinere Mängel, aber mit der Erfahrung nahm alles immer mehr Tiefe an und das politische Engagement dass Eisler in seiner Freizeit an den Tag legt, findet sich auch in seinen Romanen. Intensive Recherche und brisante Themen bieten immer wieder die Basis für Romane, die realistisch und fesselnd sind. Erst kürzlich habe ich Eislers neuestes Werk The God's Eye View gelesen, welches jedoch nicht in die John Rain Reihe einreiht. Stattdessen widmet sich Eisler dem amerikanischen Überwachungsstaat, wie seinerzeit Bruckheimer in Staatsfeind Nr. 1 und wie gnadenlos er mit einzelnen Menschen umspringt, immer mit der Ausrede, dass einzelne Opfer der Gesellschaft untergeordnet sind. 

Erneut sind die Übergänge zwischen Realität und Zukunftsvision oder eher Dystopie fließend und die umfangreichen Quellen im Anhang, zeigen, dass einiges davon in gar nicht so ferner Zukunft bittere Realität werden könnte. Wer also Interesse an aktuellen Thrillern hat, die gute recherchiert sind, interessante, nachvollziehbare Charaktere bietet, dem kann ich The God's Eye View nur ans Herz legen. Fürs Kindle gibt es den Roman auch bereits für 4,99€ im englischen Original zu kaufen. 


Deadrise - Gnadenlose Jagd

Das Kindle verleitet mich immer wieder dazu, Bücher auszutesten, die ich vorher nicht auf der Agenda hatte. Mit einem Klick holt man sich das nächste Buch auf den digitalen Reader und erweitert so nach und nach seine Bibliothek. Als ich The God's Eye View kaufte stolperte ich in den Suchergebnissen auf Rober Blake Whitehills Roman Deadrise. Für 4,99€ holte ich mir das Buch aufs Kindle. "Kann ja nicht schaden.", dachte ich mir. Da hatte ich mich allerdings leider getäuscht. 


Das actionreiche Cover hat mit dem Inhalt fast gar nichts zu tun. Stattdessen verfolgt man einen Ex-Militär bei seinem Kampf gegen Schergen der Regierung. Zwar kommt es zu Kämpfen, Schießereien, Explosionen und einigen Toten, allerdings nicht in dieser Brisanz, wie das Titelbild suggeriert. Die Story ist zweckdienlich und definitiv nicht das Problem des Romans, auch wenn man sich hier nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nerviger sind hingegen die Charaktere. Allen voran der Hauptcharakter Ben Blackshaw. Krabbentaucher, der mit seinem Kollegen Ellis zufälligerweise über Kisten voller Goldbarren stolpert. Der Besitzer der Goldbarren setzt natürlich alles daran, sein Ware wieder in den Griff zu bekommen und macht auch vor Folter und Mord nicht halt. Doch weder Blackshaw, noch Ellis, noch alle anderen Figuren fühlen sich echt an. Der Schreibstil ist flappsig und anstrengend. Whitehill versucht humorvoll zu sein, nervt aber auf Dauer, weil seinen Stil zu forciert und zudem in seinen Beschreibungen springt, so dass der Leser teilweise Schwierigkeiten hat, zu folgen. 

Für mich war das leider der erste und letzte Roman rund um Ben Blackshaw und vermutlich auch der letzte Roman von Whitehill. 

Tokio Kill

Die nächsten Bücher stehen auch schon in der Pipeline. Tokio Kill von Barry Lancet wird gerade von mir gewälzt. Die Paralleln zu Barry Eisler und dessen ersten Roman Tokio Killer sind vermutlich rein zufällig, allerdings haben sie mich auch auf das Buch aufmerksam gemacht. Dass es zudem im Bücherladen um die Ecke, der Gebrauchtbücher günstig verkauft, im Regal stand und das im erstklassigen Zustand, kam mir natürlich entgegen. Ich bin gespannt, was mir hier geboten wird. 

Eiskalt Erwischt

Dan Simmons hat einen gewissen Bekanntheitsgrad, allerdings hat der vielseitige Autor längst nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten, wie er eigentlich verdient. Mit Hyperion und Endymion hat er dem SciFi-Genre einen Meilenstein geliefert. Das Horror-Genre hat er auch schon mehrfach bedient, unter anderem mit Kinder der Nacht. Und mit Terror vermischte Simmons elegant historische Fakten mit phantastischen Elementen. Mit Drood heftete er sich an die Fersen Charles Dickens und mit Eiskalt Erwischt hat er sich dem Cop-Thriller gewidmet. Der Festa-Verlag bietet seine Bücher fürs Kindle für einen überaus attraktiven, günstigen Preis an. Erneut musste ich lediglich 4,99€ ausgeben, um den relativ schlanken Roman um Joe Kurtz zu erwerben. 


Der Einstieg ist auf jeden Fall rasant. Der Privatdetektiv Kurtz ermordet kaltblütig einen Man, der seine Partnerin auf dem Gewissen hat. Doch während in anderen Thrillern der lange Arm des Gesetzes einen großen Bogen um unsere Helden macht, wandert Kurtz für elf Jahre hinter Gitter. Die Handlung setzt nach seiner abgesessenen Strafe ein. Kurtz verdingt sich für die Mafia, um wieder beide Beine auf den Boden zu bekommen. Doch scheint er doppeltes Spiel zu spielen und auch die Mafia spielt nicht mit offenen Karten. Die Lage spitzt sich zu und einige Menschen trachten nach Kurtz' Leben. 

Simmons zeigt sich wieder wandlungsreich. Der bei Whitehill kritisierte, lockere Stil, findet sich auch hier, ohne jedoch so plump zu wirken. Dafür ist er zu wohldosiert. Das Tempo ist schnell und die Seiten sind schnell runtergelesen. Die Hälfte hab ich bereits hinter mir. Kurtz bleibt zwar noch relativ flach, aber immerhin versucht Simmons ihn nicht künstlich aufzublähen. Die nächsten beiden Romane rund um Joe Kurtz werde ich mir wohl auch noch zu Gemüte führen. 

Vince Flynn

Doch als wenn das nicht genug wäre, hab ich auch noch auf Ebay ein Paket mit 17 Büchern ersteigert. Unter anderem einen Batzen Vince Flynn Romane (die demnächst im Festa-Verlag fortgeführt werden), damit ich diese Reihe auch einmal weiterlesen kann. Matthew Reilly hat sich auch dort eingefunden und Jack Coughlin, von dem ich vorher noch nie gehört habe. Und dann wäre da noch Christoph Hardebusch mit Die Trolle. Zwar nervt es schon fast ein wenig, wie exzessiv die Tolkienschen Fantasy-Figuren in Romanen ausgewalzt werden, aber da ich mit Hardebusch gute Erfahrungen mit seinen Sturmwelten gemacht habe, Markus Heitz' Die Zwerge ganz solide war (zumindest der 1. Roman, während ich den Rest eher mau fand) und Bernahrd Hennens Die Elfen herausragend, freue ich mich ein wenig auf diesen kommenden Ausflug ins Fantasy-Gefilde. Im übrigen lagert hier auch noch Dave Duncans Trilogie um den zögernden Schwertkämpfer. Wenn wir schon bei Fantasy sind. 

Keine Langeweile

Das ist tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs und behandelt auch nur die Bücher, die ich in den letzten drei oder vier Wochen gekauft habe. Hier stapeln sich noch viel mehr Bücher, sowohl digital, als auch physisch und ich werde sicherlich noch mehr kaufen, bis ich diesen Batzen an Romanen gelesen habe. In jedem Fall kann ich mich darauf verlassen, dass mir in Bezug auf Bücher niemals langweilig werden wird. 


Samstag, 12. März 2016

The Revenant oder wie ein Bär DiCaprio auseinander nimmt

Alejandro Iñárritus Film THE REVENANT hat jetzt schon Geschichte geschrieben. Nicht, weil er einen Oscar für „Beste Regie“ eingestrichen hat. Den Goldjungen durfte Iñárritu schon im Vorjahr für BIRDMAN mit nach Hause nehmen. Auch der Oscar für „Beste Kamera“ für Kameramann Emmanuel Lubezki ist dessen dritter Oscar in Folge in dieser Kategorie. Sicherlich, das sind Leistungen, die die Gewinner auf die Spitze des Olymps hieven. Doch REVENANT lieferte die Rolle für Leonardo DiCaprio, für die er endlich seinen wohlverdienten Oscar als „Bester Hauptdarsteller“ in Empfang nehmen durfte. Nachdem DiCaprio viermal leer ausgegangen war, erhielt er beim fünften Mal die Auszeichnungen, die das Internet schon seit Jahren gerne in seinen Händen gesehen hätte.


THE REVENANT basiert lose auf dem Roman The Revenant: A Novel of Revenge von Michael Punke von 2003. Der Film erzählt die Geschichte vom Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) der 1823 von einem Grizzly angegriffen und schwer verletzt wurde. Von seinen Kameraden, mit denen er auf der Flucht vor Pawnee Indianern war, wurde er zum sterben zurückgelassen. Schlimmer noch, John Fitzgerald (Tom Hardy) tötet vor seinen Augen seinen Sohn und Halbindianer Hawk (Forrest Goodluck). Glass kämpft sich aus seinem mutmaßlichen Grab, kämpft sich durch die Wildnis und trotzt etlichen Gefahren, um den Mörder zu stellen. In eindrücklichen Bildern erzählt Iñárritu seinen Kampf ums Überleben.

Eine der eindrucksvollsten und intensivsten Szenen des Films, über die immer wieder gerne geredet wird, ist der Angriff des Grizzly-Bären. Im Kino setzte das Popcorn kauen aus, der Atem wurde angehalten, die Zuschauer wurden in ihren Sessel gedrückt ob der gezeigten Bilder. Schonungslos, ohne merkliche Schnitte muss man mit ansehen, wie der Grizzly Glass durch die Gegend zerrt, die Tatzen in seinen Rücken bohrt und seine Kiefer um seinen Körper schließt. Alles sieht so unglaublich authentisch aus und nur weil man weiß, dass es sich um einen Film handelt, stellt man sich unweigerlich die Frage: Wie haben sie diese Szene bloß gedreht?

Am Anfang war die Vision

Für Iñárritu stand von Anfang an fest, dass der Großteil der Grizzly-Attacke aus einer durchgehenden Szene bestehen sollte. Dies stellt sowohl die Kamera, die Regie, als auch die Make-Up Künstler vor große Herausforderungen. Alles musste bis ins kleinste Detail geplant werden und die nach und nach aufklaffenden Wunden mussten mit entsprechenden Prothesen gelöst werden, die vollständig an DiCaprio angebracht werden mussten. Zudem war es Iñárritu  wichtig, dass der Zuschauer nicht das Gefühl hätte, dem Angriff einer bösartigen Bestien beizuwohnen. Es sollte lediglich eine Bärin sein, die ihre Jungen beschützte, die in Gefahr sah.



Um die Szene möglichst authentisch inszenieren zu können, benötigte des Visual Effects Team Referenzmaterial. Hierfür wälzte man Aufnahmen echter Bärenangriffe, auch wenn dies keine angenehme Aufgabe war, wie Visual Effects Supervisor Richard McBride zu berichten weiß: „We started by finding clips of real bear attacks which was quite traumatizing for everbody involved.“ Man interviewte Überlebende und studierte darüber hinaus Bücher wie Scott McMillions Mark oft he Grizzly, in dem Beobachter und Überlebende ihre Erlebnisse schildern.

Nach dieser umfangreichen Recherche setzten sich Iñárritu, McBride sowie die Stunt-Koordinatoren Doug Coleman und Brian Machleit zusammen, um die Szene Schritt für Schritt durchzuplanen.

Eine der Frage, die geklärt werden mussten, war, wo exakt die Kamera positioniert werden sollte. Dies musste minutiös geplant werden, damit die digitale Verknüpfung aller Aufnahmen am Ende möglichst nahtlos wirken sollte. Man überlegte, wie Glass vom Bär gegriffen, durch die Gegend geschleudert wird, wo der nächste Angriff stattfinden würde und wo sie mit ihrem Maul zupacken würde. Neben den wilden Attacken waren auch die Momente zwischen den Angriffen von besonderer Bedeutung. Diese sollten die Spannung steigern, weil man im ungewissen blieb, wann und was als nächstes passieren würde. Nach und nach kristallisierte sich für McBride heraus, wie die einzelnen Shots nahtlos ineinander übergehen würden. Die finale Szene besteht aus 21 Shots, von denen 15 ILM nahtlos zu der bekannten sechsmintügen Attacke zusammenfügte.

Etwas Spielraum fürs Set blieb jedoch noch. So konnte DiCaprio noch ein wenig Input geben, wie er auf die Angriff reagieren, wie er sich wehren würde. Die Stunt-Men schlüpfte vor Ort in blaue Anzüge und trugen auf ihren Helmen noch einen blauen Schaumstoff-Bärenkopf. Dieser diente als Orientierung für das Effekte-Team und auch für DiCaprio, der mit dem Bären interagieren musste.



Weil Iñárritu und Lubezki für REVENANT geplant hatten, ausschließlich mit natürlichem Licht zu arbeiten, erschwerten die Dreharbeiten massiv. Das Zeitfenster für die Arbeit war gering, die Ansprüche an die Szene immens, das Ergebnis, mit dem das Paint Department arbeiten konnte, am Ende recht mager. Dieses hatte die Aufgabe, alle Aufnahmen „sauber“ zu ziehen, um eine durchgängige Qualität abzuliefern, in die man den Grizzly einfügen konnte. Visual Effects Supervisor Jason Smith bei ILM überwachte die Arbeiten am Material: „I’ve heard from multiple artists on this show that his was the most difficult and challenging paint work that the paint department has ever done at ILM.“

Die Magie entsteht in mühseliger Handarbeit am Rechner

Das Problem mit der Arbeit war, dass es keine Abkürzungen gab. Bei „normalen“ Szenen, in denen das Ausgangsmaterial nur dürftig ist, behilft man sich mit entsprechenden Schnitten. Da der Grizzly-Angriff jedoch eine durchgängige Sequenz sein sollte, musste man in den sauren Apfel beißen und das Material nutzen, was zur Verfügung stand. Als die Arbeiten beendet werden, konnte das Visual Effects Team den Grizzly einfügen.

Das CG-Modell basierte auf Fotos zweier Bären aus einem Vancouver Wildpark. Iñárritu war dabei der kritischste Beobachter. Zwar war ihm bewusst, dass kein Weg an digitaler Arbeit vorbeiführte, doch wollte er stets wissen, wie das Team die Bewegung authentisch aussehen lassen würde. Um die Authentizität zu untermauern hatte man jedoch stets entsprechendes Videomaterial zur Hand welches man für den Vergleich heranziehen konnte. Für jede fertig erstellte Animation, die Iñárritu zu Gesicht bekam, hängte man zehn Referenzaufnahmen an. Doch selbst hier musste man darauf achten, dass man keine Aufnahmen von Bären aus dem Zoo verwendete, sondern Videos wildlebender Tiere verwendete.

Nachdem die Animationen grünes Licht erhalten hatten, machte sich das Team daran das Fell zu animieren. Hierfür verwendete man ein neues System, welches den passenden Namen Haircraft trug und seinerzeit für den kommenden Film WARCRAFT entwickelt wurde. Für den Bären animierte man ungefähr 10 Millionen Haare.

Wie bereits erwähnt, war das natürliche Licht ein ganz essentieller Aspekt bei THE REVENANT. ILM stellte dies für große Herausforderungen, auf Grund des gefilterten Lichts, welches durch das dichte Blätterdach fiel. Oftmals wirkte der Bär zu platt ausgeleuchtet, so dass man das Fell noch einmal mit entsprechenden Effekten ausleuchten musste. Um den Bär noch realistischer wirken zu lassen, wurde das Fell noch Schmutz, Matsch, Harz, Nadeln und Kies befleckt. Man entwarf sogar Hintergrundgeschichten zu den einzelnen Fellverschmutzungen.

Die gesamte Szene gipfelt im Tod des Grizzlys, als Glass ihn schließlich erschießt. Der tote Grizzly sackt auf dem schwer verwundeten Glass nieder und kann erst durch den gemeinsamen Einsatz von Glass’ Kameraden zur Seite gerollt werden. Für diese Szene würde ein digitaler Effekt nicht ausreichen. Stattdessen erschuf Legacy Effects einen Grizzly in Lebensgröße. Natürlich durfte das Modell nicht so viel wie ein echter Grizzly – 800 bis 900 Pfund – wiegen, doch um das Gefühl der Masse übermitteln zu können, brachte das Modell am Ende immerhin 150 Pfund auf die Waage.



Der Einsatz hat sich gelohnt

THE REVENANT geizt nicht mit phantastischen Aufnahmen, eindrücklichen Bildern und einzigartigen Momenten. Doch der Grizzly-Angriff sticht selbst aus diesen beeindruckenden Szenen hervor und brennt sich ins Gedächtnis. Zudem ist dies auch innerhalb der Story ein wichtiger Moment. Iñárritus Entscheidung, alles in einer 6-minütigen Sequenz unterzubringen war goldrichtig. In Iñárritus Kopf geboren, erfolgte die Umsetzung durch die Effektstudios in mühevoller Kleinarbeit und das Ergebnis ist goldwert. THE REVENANT hat deutlich mehr zu bieten als nur diese Szene, aber dieser Filmmoment nimmt einen besonderen Platz ein.

Quelle: Cinefex 145

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Trailer - "Avengers: Age of Ultron"

Marvels Phase II Filme laufen auf Hochtouren und räumten schon recht ordentlich an den Kinokassen ab. Frischen Wind gab es mit den Guardians of the Galaxy, bei denen man komplett neue und unverbrauchte Gesichter zu sehen bekam. Trotzdem lechzt das Fan-Herz natürlich nach der Avengers-Fortsetzung von Joss Whedon, die Mai 2015 in die Kinos kommt. Der erste Teaser-Trailer wurde gerade erst veröffentlicht. Der Hype-Train geht in die nächste Runde!


Samstag, 11. Oktober 2014

Street Fighter - Assassin's Fist



Auch wenn ich seit April leider nichts mehr gepostet habe. Faul war ich nicht. Es ist mal wieder die klassische Zeitfrage. Filme und Serien gucken, Konsolenspiele zocken, lesen und natürlich viel Zeit mit der Familie verbringen. Da bleiben andere Projekte einfach auf der Strecke. Dafür war ich weiterhin fleißig und habe Kritiken für www.bereitsgetestet.de geschrieben. 

Eine meiner letzten Kritiken war zur Live-Action-Serie STREET FIGHTER: ASSASSIN'S FIST. Seit dem SNES war ich großer Fan der Street Fighter Reihe und hab Stunden mit dem zocken des Titels verbracht. Die zig weiteren Aufgüsse wurden ebenfalls exzessiv gespielt, bis ich irgendwann das allgemeine Interesse an Beat'em Ups verloren habe. Trotzdem hab ich immer wieder ein Auge auf Street Fighter geworfen. Die Reihe ging somit nicht ungesehen an mir vorbei. 

Als Fan der Spiele war es umso ernüchternder, dass der erste Versuch mit Jean-Claude Van Damme als Guile ein absoluter Reinfall war. Damals im Kino gesichtet, habe ich, trotz der niedrigen Ansprüche, betrübt den Kopf geschüttelt. Das war definitiv nichts. Der Anime-Film hingegen hat mich begeistert, ist hierzulande aber leider nicht uncut auf DVD erhältlich. Außerdem interessiert mich auch nur die Fassung mit dem amerikanischen Score, der einfach extrem fetzig ist und perfekt auf den Action-Streifen passt. 

Ein paar Anime-Serien folgten, mit denen ich leider nicht warm wurde und vor ein paar Jahren versuchte Hollywood einen zweiten Anlauf.... den man mit Vollgas gegen die Wand fuhr. STREET FIGHTER: THE LEGEND OF CHUN LI war ein schrecklicher Flop und ein weiteres Desaster, welches sich in die Reihe der miserablen Videospielverfilmungen einreihte. 

Und dann kamen Joey Ansah und Christian Howard daher. Zwei Street Fighter Fans, die geschult in den Kampfkünsten waren und sich einen Traum erfüllen wollten. Nach einem kurzen Clip, in dem Ryu und Ken gegeneinander kämpften, folgte eine Webserie, die sehr erfolgreich lief. Der Cast wurde um Mike Moh bereichert, der seine Expertise ebenfalls in die Serie einfließen ließ. 

Die Serie erschien vor einigen Wochen in Deutschland auf BD und ich habe mich mit Begeisterung vor das Rezensionsexemplar gesetzt und eine umfangreiche Kritik verfasst. Bei Interesse könnt ihr diese hier durchlesen: ASSASSIN'S FIST 


Weil ich doch sehr angetan vom Endprodukt war, beschäftigte ich mich ein wenig näher mit der Serie und den Leuten, denen wir sie zu verdanken haben. Dabei stolperte ich auch über die Website von Christian Howard und fragte kurzerhand per Mail nach, ob er sich die Zeit nehmen würde, ein paar Interviewfragen zu beantworten. Innerhalb weniger Minuten erhielt ich eine Zusage. Die Fragen schickte ich in der nächsten Stunde rüber. Danach musste ich mich ein wenig gedulden, weil Christian Howard Computerprobleme hatte, aber vor ein paar Tagen erhielt ich dann die umfangreichen Antworten, die ich sogleich übersetzte. Jetzt ist das Interview online und wartet darauf gelesen zu werden. Wer also mehr über Christian Howard, seine Faible für Street Fighter und die Webserie erfahren möchte, sei gerne dazu eingeladen, hier weiterzulesen: Christian Howard Interview auf BGT

Mittwoch, 9. April 2014

Die Eiskönigin - Filmkritik


Disneys goldene Jahre
Disneys goldene Ära ist bekanntermaßen schon seit langer Zeit vorbei. Das Traditionsstudio, dass dem Zuschauer so wunderbare Klassiker wie DAS DSCHUNGELBUCH (THE JUNGLE BOOK, 1967), SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE (SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS, 1937) und BAMBI (1942) bescherte, hatte seit Walt Disneys Tod 1966 schwer Schlagseite bekommen. Es dauerte einige Zeit, bis man sich von dem Schock erholte und trotzdem fand man lange, lange Jahre nicht zur alten Stärke zurück. Der Glanz, der Disney jahrelang begleitet hatte verblasste zusehends, ohne komplett zu vergehen.

Mit Toy Story eroberte Pixar erstmalig die Herzen der Zuschauer

Mit ARIELLE DIE MEERJUNGFRAU (THE LITTLE MERMAID, 1989) melde man sich dann wieder zurück. Die Wiederauferstehung wie Phönix aus der Asche krönte man mit dem modernen Klassiker DER KÖNIG DER LÖWEN (THE LION KING, 1994). Disney schien wieder aufzublühen, doch das neu einverleibte Pixar Studio stand mit TOY STORY (1995) bereits in den Startlöchern. In den kommenden Jahren sollte das Animationsstudio zeigen, dass es dem Altmeister nicht nur das Wasser reichen, sondern sogar den Rang ablaufen konnte.

Der Animationsfilm entwickelt sich weiter
Der digitale Animationsfilm wurde über die Jahre immer wichtiger und beliebter, während der gezeichnete Film immer weiter an Bedeutung verlor. Pixar wurde zum neuen Genre-Primus, der auch heute noch ganz ohne Zweifel an der Spitze steht. Disney hingegen  verpasste den Anschluss und ließ die Schere immer weiter aufklaffen. Für Disney war es zwar immer noch eine Win-Win-Situation, schließlich war Pixar Teil des Disney-Konglomerats, doch schien man sich bei Disney verzweifelt an die Hoffnung zu klammern, dass der digitale Animationsfilm nur eine Phase war, die man aussitzen musste. Intern schien man allerdings auch nicht gänzlich überzeugt von der Idee zu sein, denn Disney selbst startete einige Gehversuche mit Hilfe der neuen Technik. Allerdings waren dies bestenfalls halbherzige Versuche, denen es an Hingabe und Leidenschaft fehlte. DINOSAURIER (DINOSAUR, 2000) war wenig mehr als eine Tech-Demo, ohne Herz. Nicht weniger enttäuschend HIMMEL UND HUHN (CHICKEN LITTLE, 2005) und TRIFF DIE ROBINSONS (MEET THE ROBINSONS, 2007). Beiden Filmen fehlte es an Charme, Witz, Charakter und erinnerungswürdigen Momenten. Disney drohte immer weiter in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Disneys Rückkehr zur alten Stärke oder doch nur ein Glückstreffer?
Es sollte bis 2010 dauern, bis Disney endlich zeigte, dass man den digitalen Film ebenfalls beherrschte. Dass John Lasseter als Produzent mit an Bord von RAPUNZEL (TANGLED) war, ist sicherlich kein Zufall. Als der neueste Animationsfilm veröffentlicht wurde, entpuppte er sich als wirklich gelungener Vertreter, der den Charme der alten Klassiker in sich trug. Das Design war gelungen, die Figuren liebenswürdig, die Handlung konnte überzeugen und die Musical-Einlagen, für die Disney berühmt-berüchtigt war, hatten ihren Weg in den Film gefunden. Selbst eine misslungene Werbekampagne mit irreführenden Trailern konnte nicht verhindern, dass der Film ein Achtungserfolg wurde und von Kritikern positive Stimmen erhielt. Plötzlich keimte die Hoffnung wieder auf, dass Disney es doch noch verstand Unterhaltung für die ganze Familie zu produzieren. Allerdings musste sich erst zeigen, dass TANGLED mehr als nur ein simpler Glückstreffer war.

Rapunzel im Disney Animationsfilm TANGLED

Zwei Jahre später erschien RALPH REICHT’S (WRECK-IT RALPH, 2012), der ebenfalls erfolgreich war, insgesamt jedoch nicht soviel Aufmerksamkeit erhielt wie TANGLED. Ein Jahr darauf veröffentlichte Disney schließlich seinen nächsten Animationsfilm DIE EISKÖNIGIN (FROZEN), der passend zum Weihnachtsgeschäft in den Kinos lief. Mittlerweile ist bekannt dass FROZEN mit einem Einspielergebnis von mehr als 1 Milliarden Dollar der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten ist. Ein Ergebnis das selbstverständlich mit Vorsicht zu genießen ist, denn in Zeiten, bei denen der 3D-Aufschlag einen nicht unerheblichen Anteil des Umsatzes ausmacht, sind diese Zahlen nur bedingt aussagefähig. Die Auszeichnung mit dem Oscar für „Bester Animationsfilm“ ist hingegen ein klares Zeichen für die Qualität des Films. In Deutschland lassen die ermittelten Besucherzahlen zudem einen klareren Blick auf die Beliebtheit des Films zu. Mit etwas mehr als 4,5 Millionen Besuchern, zeigt sich auch hierzulande, dass der Film sein Publikum gefunden hat. Die DVD/BD wurde am 03. April 2014 veröffentlicht. Der richtige Zeitpunkt also, um den Film genauer unter die Lupe zu nehmen.  

Die Eiskönigin (Frozen)
Bei der Story orientiert man sich an Hans Christian Andersens Märchen Die Schneekönigin. Eine Idee, die man bei Walt Disney Pictures in Form eines Live-Action-Films verfolgte und alsbald wieder verwarf. 2010 griff man die Idee wieder im Animationsstudio auf, orientierte sich jedoch in Bezug auf die Handlung nur rudimentär an der Vorlage und nutzte ansonsten ausgiebig den kreativen Freiraum. Das künstlerische Team das sich bereits bei TANGLED bewährt hatte, wurde auch bei DIE EISKÖNIGIN eingesetzt.

Anna, Olaf, Kristoff und Sven

Die Story
Die Hauptfiguren sind die Schwestern Anna (Kristen Bell) und Elsa (Idina Menzel). Als Kinder sind sie unzertrennliche Freundinnen und Elsas besondere (Eis-)Kräfte sind ein Riesenspaß für die Schwestern. Aus Spaß wird jedoch Ernst, als Elsa aus Versehen Anna mit ihren Kräften verletzt. Nur der Magie von Trollen ist es zu verdanken, dass Anna wieder gesund wird. Doch die Heilung hat ihren Preis, denn man löscht auch sämtliche Erinnerungen an Elsas magische Kräfte. Von diesem Tag an leben sich die beiden Schwestern auseinander. Elsa, die Thronfolgerin, versucht unter der Führung ihrer Eltern ihre Kräfte unter Kontrolle zu bringen, während Anna immer wieder versucht die scheinbar zerbrochene Beziehung zu kitten. Die Jahre vergehen, doch die einstmals unzertrennlichen Geschwister finden nicht mehr zueinander. Der Keil wird noch tiefer zwischen sie getrieben, als ihre Eltern tödlich verunglücken. Erst als mit Elsas Volljährigkeit auch ihre Krönung zur Königin in aller Öffentlichkeit ansteht, treffen die beiden Schwestern wieder aufeinander. Als Elsa, von Emotionen getrieben, die Kontrolle über ihre Kräfte verliert, wird das kleine Städtchen Arendelle in einen ewigen Winter geworfen. Elsa flieht in die Berge und Anna versucht zum Herzen ihrer Schwester vorzudringen, als sie sich allein auf den Weg in die Berge macht.

Die Figuren
Mit den beiden Hauptfiguren ist Disney schon einmal der erste große Treffer gelungen. Nicht nur dass die Figuren wirklich beide sehr liebenswert sind und auch erstklassig designt wurden. Nein, mit Elsa verzichtet man auch auf eine klischebeladene Antagonistin. Die „Zauberin“ ist nicht einfach böse und versucht das Volk zu unterjochen. Elsa ist selbst ein Opfer ihrer Kräfte und leidet unter der Verantwortung die wie eine schwere Bürde auf ihren jungen Schultern lastet. Annas Hingabe, ihr kindliches, leicht naives Verhalten und die bedingungslose Zuneigung, die sie für ihre Schwester empfindet sind nicht weniger liebenswert. Die Liebe zwischen den beiden Figuren ist greifbar und authentisch und liefert die perfekte Leinwand für die gesamte Geschichte.

Auch Elsa ist bezaubernd und eine vielschichtige Figur

Neben Anna und Elsa verkommen die männlichen Hauptfiguren tatsächlich eher zu Nebenrollen. Da wären zum einen Kristoff (Jonathan Groff), ein Eishändler, der mit seinem treuen Rentier Sven durch die Berge zieht und Anna bei ihrer Suche tatkräftig unter die Arme greift. Außerdem ist da noch Hans (Santino Fontana), ein Prinz, der sich in Anna verliebt und ihr sogleich den Hof macht. Und zu guter Letzt wäre da noch der lebende Schneemann Olaf (Josh Gad), der voller romantischer Verklärtheit an ein Leben unter der warmen Sommersonne denkt. Bereits Flynn Riders Pferd in RAPUNZEL stellte unter Beweis, dass eine ausgeprägte Mimik genügt (gut, eigentlich haben das schon etliche Schauspieler vorher bewiesen, aber nun denn) um Witze zu reißen. Rentier Sven steht dem Pferd in nichts nach. Ein paar Geräusche lässt der gute Sven natürlich auch von sich, aber von einer Artikulation kann nicht die Rede sein (wobei er zuweilen ein wenig wie unser haariger Wookie Chewbacca klingt). Kristoff, der bereits lange Jahre mit Sven durch die Wälder streift, kennt seinen Kameraden so gut, dass er immer wieder das Wort für Sven ergreift. Hier hat man ein amüsantes Duo entworfen, dass herrlich skurril ist. Schneemann Olaf hingegen ist der witzige Sidekick, der in fast keinem Animationsfilm fehlen darf. Leider hat man seine meisten Witze bereits im Trailer zu Gesicht bekommen, trotzdem ist Olaf wirklich hervorragend und sorgt weiterhin für etliche Lacher. Seine Naivität und Direktheit ist einfach herrlich und herzallerliebst.

Rentier Sven ist immer für einen Lacher gut

Das Drehbuch
Insgesamt muss man jedoch sagen, dass FROZEN nicht gerade vor Witz übersprüht. Die Pointen die man untergebracht hat, zünden jedoch in aller Regel. Qualität statt Quantität. Hierdurch verpasst man der ansonsten recht emotionalen Geschichte etwas mehr Leichtigkeit. Die Drehbuchautoren Jennifer Lee, Chris Buck und Dean Wellins setzen insgesamt viel mehr Wert auf Charakterentwicklung und die besondere Beziehung zwischen den beiden Schwestern. Eine Fokussierung, die nicht nur erfrischend, da in gewisser Weise fast ungewohnt bei Disney ist, sondern zugleich auch als wirklich gelungen und glaubwürdig bezeichnet werden muss. Allerdings formt man diese Beziehung maßgeblich in den ersten Minuten des Films, feilt danach nur noch an Nuancen. Das Auseinderdriften der beiden Geschwister ist zudem ausgezeichnet gelungen und wird nur von der Eingangssequenz in OBEN (UP, 2009) in den Schatten gestellt.

In FROZEN kommt keine Langeweile auf

Mit einer Laufzeit von knapp über 100 Minuten hat FROZEN genau die richtige Länge, ist fast schon ein wenig zu kurz. Langeweile oder langatmige Momente gibt es keine. Es wird ein konstant hohes Tempo angeschlagen, voller Abwechslung und ohne Hektik. In den richtigen Momenten drosselt man das Tempo, lässt die Szenen auf den Zuschauer einwirken. Der Film vergeht wie im Flug und bietet eine schöne Mischung aus Abenteuer, Magie, Romantik, Spannung und auch einige Überraschungen. Ein paar Schnitzer erlaubt man sich im Drehbuch allerdings trotzdem. Enttäuschend ist beispielsweise, dass man, wie bereits erwähnt, den männlichen Figuren so wenig Spielraum einräumt. Insbesondere Kristoffs Hintergrundgeschichte wirkt wenig durchdacht und überhastet. Auch die Trolle wirken ein wenig aufgesetzt, verkommen ein wenig zu einer Behelfslösung, mit der man die Handlung rettet. Elsas Entscheidung, sich nicht in der Außenwelt aufzuhalten und mit ihrer Schwester Kontakt aufzunehmen, ist auch nicht unbedingt schlüssig, aber nicht zwangsläufig falsch.  

Walt Disneys Traum
Würde Walt Disney noch leben, er hätte FROZEN nicht anders umsetzen lassen. Alle Zutaten der Disney-Klassiker vereint auch FROZEN in sich. Überraschend auch, wie häufig im neuesten Animationsfilm gesungen wird. Was den einen oder anderen Zuschauer sicherlich abschrecken dürfte, stört eigentlich nicht weiter, im Gegenteil. Außerdem hält man sich an die Anforderung, die Disney damals an sämtliche Musical-Einlagen stellte: Handlung oder Charakterisierung dürfen nicht auf Grund der Lieder zum Stillstand kommen. Sämtliche Lieder die ihren Weg in den Film gefunden haben, führen die Story gekonnt fort und gehen darüber hinaus sogar ins Ohr. Der Oscar für „Bester Filmsong“ für den Titel „Let It Go“ ist völlig verdient. Der Score von Christophe Beck ist im Übrigen auch bezaubernd und trifft immer die richtigen Töne.

Ein letztes Wort noch zum Artdesign des Films. Wer TANGLED mochte, dem wird auch FROZEN gefallen, soviel ist sicher. Die Künstler haben sich wirklich viel Mühe gegeben und liebenswerte Figuren entworfen, die voller Leben stecken. Die Animationen sind erstklassig. Sei es nun die Gestik oder die Mimik, alles ist punktgenau umgesetzt. Ein besonderes Lob gebührt den magischen Kräften Elsas und deren Umsetzung. Eis, Schnee und Kälte waren noch nie so lebendig und sind überaus elegant und bezaubernd umgesetzt.

Fazit
Disney zeigt mit FROZEN eindrücklich, dass man das Studio nicht mehr allein auf Pixar reduzieren muss. Die hohe Kunst der Unterhaltung beherrscht auch das Traditionsstudio noch erstklassig. Die kleineren Mängel liegen im Drehbuch verborgen. Einzelne Figuren werden nicht so stark ausgefüllt, wie ihnen gut tun würde und manche Storyelemente wirken etwas unüberlegt. Ob man sich daran wirklich stört, hängt vom Einzelnen ab. Es bleibt auf jeden Fall zu sagen: Bitte mehr davon!

8/10

Originaltitel: Frozen
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2013
Genres: Animation
Freigabe: FSK 0
Regie: Chris Buck, Jennifer Lee
Darsteller: Kristen Bell, Jonathan Groff, Idina Menzel u.a.

Donnerstag, 6. März 2014

Die Topfilme-Bücher – Teil 3: Die Recherche

In Teil 1 meiner Reihe über die Topfilme-Bücher bin ich ein wenig auf die Entstehungsgeschichte des Projekts eingegangen. Teil 2 beschäftigte sich hingegen mit der Filmauswahl. Dieses Mal möchte ich hingegen ein wenig auf die eigentliche Arbeit eingehen. Wie man sich denken kann, nimmt die Recherche den Großteil der Arbeit ein. Nach einer guten Recherche und mit der richtigen Strukturierung erledigt sich das Schreiben fast von alleine. Die Betonung liegt allerdings auf „fast“. Bis man an dem Punkt angekommen ist, vergehen einige Stunden. Es wollen umfangreiche Informationen gewälzt werden, aber manchmal gestaltete sich die Suche als schwieriger, als erwartet. Ich gehe dabei in der Regel folgende Schritte durch.

Der Film
Zu Beginn einer jeden Filmbesprechung steht die Sichtung des Films, schließlich muss am Ende eines jeden Kapitels eine (kurze) Filmkritik geschrieben werden. Einen Film zu besprechen, ohne den entsprechenden Film gesehen zu haben ist zwar prinzipiell nicht unmöglich, allerdings wenig erstrebenswert und zielt im Zweifelsfall am Thema vorbei. Darüber hinaus bietet die Sichtung des Films noch einen weiteren Vorteil. Während des Films kommen in der Regel immer ein paar Fragen auf, die man gerne beantwortet haben möchte. Sei es in Bezug auf die Technik, das Schauspiel, die Settings, die Filmmusik usw. Diese Fragen kann man während der Recherche gut im Hinterkopf behalten, um den Fokus in eine entsprechende Richtung zu lenken.



Popcorn raus und Film geguckt

Die Extras
Je nach Film, kann man das große Glück haben, dass die DVD/BD bereits mit üppigen Extras ausgestattet ist. Making Ofs, Featurettes und Audiokommentare sind zumindest bei größeren Produktionen keine Seltenheit und liefern einige hilfreiche Informationen, die sich verwerten lassen. Ab und an lohnt sich auch ein Blick über den nationalen Tellerrand, denn im Ausland finden sich einige Silberlinge, auf denen man deutlich mehr Extras zu einem bestimmten Film findet.

Ein Bild aus dem Behind the Scenes zu JAWS

IMDB und Wikipedia
Die IMDB sollte ohnehin die Anlaufstelle eines jeden Filmfreunds sein. Entsprechend bietet es sich an, die Datenbank auch bei der Background-Recherche zu verwenden. Die Fakten in Bezug auf Cast, Team, Release-Dates und Produktionsstudios holt man sich ohnehin hierher, einen kurzen Blick auf die Trivia schadet ebenfalls nicht. Allerdings sind die Informationen mit Vorsicht zu genießen, da jeder User „Fakten“ bei der IMDB einreichen kann. Somit schleicht sich auch ab und an etwas ein, was eher in die Richtung Halbwahrheit gehört. Entsprechend sollten die Trivias, wenn möglich, lediglich als Ausgangspunkt für eine tiefergehende Recherche dienen. Bei der Wikipedia verhält es sich ähnlich, hier hat man jedoch den Vorteil, dass es häufig entsprechende Quellenangaben gibt.

Wikipedia und die IMDB sind immer einen Blick wert


Das Google-Netzwerk
Sollte Wikipedia nicht die passenden Infos zur Hand haben – was nicht selten vorkommt – oder schlichtweg nicht so umfangreich ausfallen, wie man es gerade benötigt, nutzt man einfach die Möglichkeiten der neuen Technik. Google bietet wirklich ein umfangreiches Netzwerk an, das man beanspruchen kann. Dabei muss man sich gar nicht allein auf das klassische Suchnetzwerk verlassen, in dem eine Vielzahl Websites indexiert ist. Doch dazu gleich mehr. Im ersten Schritt gebe ich selbstverständlich relevante Keywords in die Suchmaske ein und durchforste die Websites, die in den organischen Suchergebnissen gelistetet sind. Dann gibt es auch noch Youtube. Hier werden häufiger Making Ofs und DVD-Extras hochgeladen, die möglicherweise nicht auf den deutschen Veröffentlichungen findet. Ein wahres Kleinod ist die Google-Büchersuche. Hier findet man lokale Zeitungsartikel aus aller Herren Länder (interessant sind in der Regel natürlich die Dokumente aus den USA) die eingescannt wurden. Gleiches gilt für Zeitschriften oder gar Bücher-Previews, die mit umfangreichen Infos aufwarten. Hier kann man einige Stunden mit einer tiefergehenden Recherche verbringen.  

Fan-Sites
Viele der von uns ausgewählten Filme haben mittlerweile einen gewissen Kultstatus inne. Entsprechend gibt es häufig Fan-Gemeinden, die den lieben langen Tag nichts anderes machen, als Infos zu ihrem Lieblings-Film auf einer Fan-Site zusammen zu tragen. So eine Seite kann eine wahre Fundgrube sein und im schlechtesten Fall bildet sie zumindest den perfekten Ausgangspunkt um seine Internetrecherche auszudehnen. Fan-Sites gibt es selbstverständlich auch zu Schauspielern, Regisseuren, Kameramännern und, und, und. Dort findet man häufig Anekdoten, Infos, Buchtipps, eingescannte Zeitschriften, Interviews oder ähnliches. Manchmal ergibt sich auch der ein oder andere Kontakte hierüber, der einem Daten zur Verfügung stellen kann. Die Leute sind zumeist sehr zugänglich.

Zwar nicht im Bereich der Fan-Sites angesiedelt, aber passend hierzu. Gibt es auch manchmal Erfahrungsberichte von Mitgliedern, die am Projekt mitgewirkt haben. Direkte Hands-On-Berichte also, die man teilweise nirgendwo sonst findet.

Zeitschriften und Bücher
Tobias hat eine ziemlich umfangreiche Sammlung deutscher Filmzeitschriften. Auch diese warten teilweise mit umfangreichen Infos auf. Ich habe häufiger Ebay bemüht, um bestimmte englischsprachige Zeitschriften zu kaufen, über deren Namen ich bei der Recherche gestolpert bin. Eine meiner ersten Anlaufstellen ist allerdings die Hamburger Bücherhalle. Diese ist unglaublich gut in Bezug auf Filmbücher und Zeitschriften ausgestattet, die man für die verschiedenen Filme wälzen kann.

Eine Zeitschrift die ich zu schätzen gelernt habe

Kontakte knüpfen
Manchmal hat man das große Glück über das Internet Kontakt zu Leuten aufnehmen zu können, die direkt an der Produktion des Films beteiligt waren oder zumindest Gespräche mit entsprechenden Leuten geführt haben. Oder schlichtweg Dokumente in der Hand hatten, an die man sonst nicht kommt. In dieser Hinsicht hat Tobias mittlerweile schon ein beachtliches Netzwerk aufgebaut, von dem er profitieren kann (speziell für seine umfangreichen Bücher zu einzelnen Schauspielern). Doch auch ich hatte immerhin die Möglichkeit mit Connor Cochrane, dem Business Manager von Peter Beagle Mails auszutauschen. Beagle hat die Buchvorlage von DAS LETZTE EINHORN geschrieben. Grundsätzlich ist der persönliche Kontakt bei den Topfilme-Büchern auch eher die Ausnahme. Es fehlt am Ende des Tages einfach die Zeit, um einen Kontakt zu knüpfen, den man ordentlich zur Ader lassen kann. Es ist aber beachtlich wie schnell man mit Hilfe des Internets Kontakte knüpfen kann.


Vermutlich gibt es noch andere Möglichkeiten, um an weitere Informationen zu kommen, allerdings haben mich diese Schritte bisher immer zum Erfolg geführt. Im vierten und letzten Teil meiner Reihe, werde ich noch ein wenig auf die Schreibarbeit eingehen und welche Schritte noch durchlaufen werden, bis man schließlich ein Buchexemplar in seinen Händen hält.